Neuerscheinung: Die Rechtsfabrik. Von Bruno Latour
8. August 2016
Eine Ethnographie des Conseil d’État
Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann
Paderborn: Konstanz University Press 2016
(ethno|graphien, 2)
Zitation
Die Berufung auf das Recht wird mit jedem Tag wichtiger. Umgekehrt gibt es kaum empirische Untersuchungen darüber, wie juristische Entscheidungen ganz alltäglich zustande kommen. Bruno Latour legt nun eine ebenso erhellende wie anregende ethnographische Studie genau darüber vor, wie das Recht auf seine Weise hervorbringt, was wir „Gesellschaft“ nennen.
Wegen der strengen Fachlichkeit der Materie bleibt das Recht gewöhnlich den professionellen Juristen vorbehalten. Die Soziologie glaubte sich einer näheren Beschäftigung entledigen zu können, indem sie auf Machtverhältnisse verwies, die durch das Recht lediglich verborgen würden. Wie dann aber das Recht analysieren? Man kann sich nicht einerseits außerhalb des Rechts stellen und sich des Jargons der Fachleute enthalten und sich andererseits innerhalb seiner Praxis bewegen, um seine besondere Form der Objektivität und Wahrheit zu erfassen. Bruno Latour entwickelt in seinem Buch hingegen eine ethnographische Methode, die einen behutsamen Ausgleich zwischen distanzierter Beobachtung und engagierter Teilnahme zum Programm macht.
Mit diesem Buch führt Bruno Latour das Programm einer systematischen Anthropologie zeitgenössischer Formen der Veridiktion fort. Dem Autor ist es hier auf glückliche Weise gelungen, die zahlreichen Verbindungen zwischen dem Recht und jener Gesellschaft neu zu knüpfen, von der es unterhalten wird und der es im Gegenzug Sicherheit bietet. (Verlag)
Rezensionen
Ethnologischer Blick auf den Conseil d'État
Hans-Martin Schönherr-Mann rezensiert Bruno Latours „Die Rechtsfabrik“ und den Sammelband „Wissen, wie Recht ist“, herausgegeben von Marcus Twellmann.
Deutschlandfunk, Büchermarkt, 7. Februar 2017
Einfach immer entlang der Akte
Ist das schon eine Theorie des Rechts? Bruno Latours Ethnologie des Parise Staatsrats in der Diskussion. Rezension der Bände „Die Rechtsfabrik“ und „Wissen wie Recht ist“ von Christoph Möllers
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Oktober 2016
Der französische Soziologe und Philosoph Prof. Dr. Bruno Latour lehrt Wissenschaftssoziologe am Sciences Politiques Paris und dem Centre de Sociologie des Organisations (CSO). Bekannt wurde er als einer der Begründer der Akteur-Netzwerk-Theorie.
Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ hat die Übersetzung dieses Buches gefördert.
Über die Reihe
Die Reihe „Ethnographien“ wird herausgegeben von Thomas G. Kirsch, Michael Neumann, Dorothea E. Schulz und Marcus Twellmann.
Die „Ethnographien“ verstehen sich als Forum einer philosophy out of doors (Tim Ingold), die dort, wo sie gelingt, Wahrnehmung und Erfahrung von Wirklichkeit mit ergebnisoffener Begriffsarbeit verbindet. Angesichts einer Gegenwart, die sich den hergebrachten Theorien und Methoden kaum mehr erschließt, ist diese Form der Erkundung und Darstellung an der Tagesordnung. Die Reihe versammelt vor allem international renommierte Ethnographien in deutscher Erstübersetzung.
„In der Beschäftigung mit ethnographischen Darstellungen sind neuartige, vielfach überraschende Einsichten in Prozesse der Formierung von Sozialität und in unterschiedliche Erscheinungsformen kultureller Alterität zu gewinnen; diesem Ziel verschreibt sich die Reihe.
Die Reihe „Ethnographien“ soll ein Ort sein, an dem sich anschauliche ethnographische Narration und avancierte Theorie verbinden. Sie soll ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die erzählerische Sichtbarmachung sozialer Ordnungen und kultureller Zusammenhänge unabdingbar für unser Verständnis einer Welt weitreichender Verflechtungen ist.“ (die Herausgeber/innen)